Boccia für alle
Mehr als 60 bunt gemischte Teilnehmer aller Altersgruppen mit und ohne Einschränkungen haben sich am vergangenen Samstag in der Barakiel Halle in Alsterdorf getroffen, um gemeinsam ein Boccia-Turnier zu spielen.
Es gab fünf Spiel-Gruppen mit jeweils vier Teams, die mit sehr viel Elan und Motivation bei der Sache waren. Nach der Begrüßung durch den Vorstand Thilo von Trott, führten ehrenamtliche Helfer mit und ohne Behinderung in die Spielregeln ein und zeigten zu Beginn ein paar beispielhafte Spielzüge. Da wurde sogleich Vorfreude spürbar. Schnell gab es für die Vorführenden Szenen-Applaus. Damit möglichst jeder ungehindert Teil haben konnte, wurde mit deutlichen Gebärden und Zeichen gearbeitet. Weitere Unterstützung gaben zwei Gebärdendolmetscherinnen. Gegen Hunger und Durst waren die ehrenamtlichen Helfer vom paritätischen Wohlfahrtsverband mit einem Berg an Brötchen und viel Kaffee tatkräftig und bestens gelaunt im Einsatz. Das Team aus Helfern mit und ohne Beeinträchtigungen aus dem Projekt „engagiert und inklusiv“ traf sich dabei zum ersten, erfolgreichen gemeinsamen Einsatz.
Gespielt wurde über zwei Spielrunden auf fünf Bahnen. Dabei waren Anfänger, aber auch ein gut eingespieltes Team aus Bremen, das bereits seit sieben Jahren regelmäßig an Turnieren teilnimmt. „Eigentlich sind wir alle noch erkältet, aber meine Werkstatt-Gruppe fiebert schon lange auf das Turnier hin. Wenn ich gesagt hätte, wir fahren nach München zum Turnier, wären auch alle begeistert gewesen“ schildert Frau Kück, Trainerin der Boccia-Gruppe der Werkstatt Bremen, die Lage.
Die Spiel-Gruppe vom Gehörlosenverband Hamburg hat dagegen die Chance genutzt und erstmalig zusammen Boccia gespielt. Beim nächsten Mal wären sie gern wieder dabei, versichern die Teilnehmerinnen. Mit wachsender Begeisterung dabei war auch das Team vom Campus Uhlenhorst, eine Bildungseinrichtung für Jugendliche mit Lernbeeinträchtigungen, die das 10. bzw. 12. Schulbesuchsjahr abgeschlossen haben. Ganz großgeschrieben, das gemeinsame Teamerlebnis. Sicher, jeder wollte gern gewinnen, aber die Spielfreude stand klar im Mittelpunkt.
Am Ende hatten alle in den zwei Runden sechs Spiele gespielt. Jeder hatte mal gewonnen, mal verloren. Spaß hatten alle gehabt. Auch Pelle Stumpf, der mit seiner Mutter eigentlich zum Zuschauen gekommen war. Mithilfe einer Gymnastikmatte über den Knien konnte Pelle, der im Rollstuhl sitzt und stark in seinen Bewegungen eingeschränkt ist, die Boccia-Kugel doch ins Rollen bringen und hatte sichtlich Spaß dabei. „Ich habe mir gar nicht vorstellen können, dass er die Kugel spielen kann. Erst als einer der Helfer meinte, ist doch kein Problem, wir legen einfach zur Unterstützung eine Matte über seine Knie, so dass die Kugel über diese provisorische Rampe gleiten kann. Und schon klappte es" sagt seine Mutter Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin des Elternvereins Leben mit Behinderung. Das zeigt einmal mehr Inklusion beginnt im Kopf. Manchmal geht eben doch viel mehr, als wir uns auf Anhieb vorstellen können.
„Auf mich kam, als die Halle sich schon leerte, ein Mann strahlend zu und sagte, ich bin Erster geworden! Abgesehen davon, dass es sich ja um Teamleistungen handelt, merkte ich wieder einmal, das war für diesen Mann vielleicht neu, bei etwas Erster zu sein! Toll, dass dies durch Ihr Projekt möglich ist!“ freut sich auch Nicole Schmidt, Projektleitung „engagiert + inklusiv“ und Referentin für Teilhabe und Inklusion des Paritätischen Hamburg.
Weitere Bilder
Vorstand Thilo von Trott begrüßt die Teilnehmer zum ersten inklusiven Boccia-Turnier in der Barakiel Halle
Das Team der Werkstatt Bremen
Das Team des Campus Uhlenhorst und Downlaufen e. V.
Pelle Stumpf mit seiner Mutter Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin Leben mit Behinderung e.V.
Das Team von "engagiert + inklusiv" des Paritätischen Hamburg